Der Platz, an dem man steht



Thor Truppel

 

Ein Treppenhaus, eine aufgebrochene Tür, eine ausgeraubte Wohnung. Anja und Mirko, die beiden betroffenen Mieter stehen auf den Stufen und warten auf die Polizei. Einige Etagen tiefer ziehen gerade neue Mieter ein: Die Polizistin Sabine und ihr Freund Ashmal, die den Geschädigten spontan ihre Hilfe anbieten. Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb, Mirko jedoch misstraut Ausländern grundsätzlich, erst recht als sich herausstellt, dass Ashmals Familie aus Afghanistan stammt. Mirko war als Soldat in Afghanistan, die Erlebnisse dort haben ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Er spricht nicht drüber, sondern versucht seine Erinnerungen zu verdrängen. Es kommt zur Konfrontation als klar wird, dass er als Pilot an dem Bombardement der Bundeswehr am 4. September 2009 beteiligt war, einem Einsatz, bei dem auch ein Verwandter Ashmals ums Leben kam. Beim Versuch, das damalige Geschehen auch von der jeweils anderen Seite zu betrachten, stellen die vier bald fest, dass sich die Ereignisse aus einer völlig anderen Perspektive darstellen, sobald man den Standpunkt des Betrachtens wechselt... oder die Stufen der Treppe... eben den Platz, an dem man gerade steht... Und genau dies ist es, was der Ländername Afghanistan bedeutet: Der Platz, an dem man steht.

 


Frei zur Uraufführung